Märkische Allgemeine 13.8.2011 (Ausstellung Galerie M, Potsdam)

Schiffchen und Papierflieger Ausstellung Fernweh

Leicht ist die künstlerische Kost, die in der Sommerausstellung der Produzentengalerie „M“ des Künstlerverbandes am Luisenforum geboten wird. Eine Installation von Karsten Kelsch und Gregor Krampitz fordert auf zu einer sommerlichen Reise in die fern-nahe Welt der Kunst mit ihren assoziativen Angeboten. 

Gegenständliches und Ungegenständliches hat sich gefunden. Auf weißen, raumhohen Papierbahnen entfalten sich zwei schwarz-weiße Pinselarbeiten, die aus Absicht und Zufall in der Flächenfüllung ihre Wirkung beziehen. Das eine, vor allem aus vertikal gesetzten Strukturen und Flächen geschaffene Blatt lässt die Vorstellung eines Wasserfalles entstehen, ergänzt durch drei davor, leicht erhöht gesetzte, stark vergrößerte Papierschiffchen aus starkem Karton. Die mehr aus horizontal angelegten schwarzen Linien und Flächen auf einem zweiten, doppelbahnigen Blatt meinen unverkennbar ein Bergpanorama. Der Blick darauf wird immer wieder unterbrochen durch davor kreuz und quer dahinschwebende, überdimensionierte Papierflieger, wie sie in Originalgrösse mal schnell aus einer herausgerissenen Schulheftseite gefaltet werden. Fernweh begrenzt sich hier nicht nur auf Landschaften, sondern auf die Welten der Kindheit mit der Begeisterung des Spielens. Doch die ins Überdimensionale gesteigerten Flugobjekte lassen nicht nur friedliche Erinnerungen aufkommen – abgesehen davon, dass ihre Flugrouten nichts Gutes verheißen. 

Die beiden großen Grafiken sind der künstlerische Extrakt dieser Ausstellung. Es sind Arbeiten von Karsten Kelsch, geboren 1962 in Hoyerswerda, als dort ringsum der Braunkohlentagebau die Lausitzer Heidelandschaft unter den Baggern verschwinden ließ und Plattenbauten das kleine, verschlafene Städtchen umzingelten. Verständlich, dass Kelsch seine Berufsausbildung im Bergbau absolvierte. Erst als 35-Jähriger begann er ein Malereistudium, ergänzt durch eine Ausbildung in Druckgrafik und Multimedia-Design. Gregor Krampitz, geboren 1966 in Parchim und Schöpfer der Flieger und Schiffchen, hat sich seine Sporen als Fotograf verdient, ausgebildet kurz vor der Wende im Berliner Verlag. Auch er begann Anfang der 1990er Jahre noch ein Kunststudium. aneu 

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